Düsseldorf/Köln (dpa/tmn) – Erinnerungen verblassen, Tätowierungen sollen meist bleiben. Doch auch an ihnen geht die Zeit nicht spurlos vorüber, auch ihre Farben werden mit den Jahren blasser.
Was Sie tun können, damit sich das im Rahmen hält und Ihr Tattoo auch sonst möglichst lange gut aussieht? Die wichtigsten Fragen und Antworten rund ums Altern von Tätowierungen.
Wie können sich Tattoos verändern, wenn wir älter werden?
Zum einen können Tattoos mit der Zeit ausbleichen, ihre Linien sich verbreitern. Und, klar: «Wenn das Tattoo in jungen Jahren auf eine pralle, elastische, jugendliche Haut gestochen wird und die Haut dann altert, dann liegt natürlich das Tattoo auch in Falten», sagt der Dermatologe Prof. Peter Arne Gerber, der ein Buch zu Tattoos geschrieben hat («Tattoos und Tattooentfernung – alles, was man wissen muss»).
Besonders betroffen: Tattoos an Körperstellen, die über die Jahre verhältnismäßig viel Sonne abbekommen, etwa auf den Händen, am Hals oder auf dem Dekolleté. «Wir gehen davon aus, dass 80 Prozent oder mehr der Hautalterung durch UV-Strahlung verursacht werden», erklärt Gerber. «Das heißt natürlich auch, wenn ich ein Tattoo in Bereiche steche, die chronisch der Sonne ausgesetzt sind, dann muss ich wissen, dass die Haut an diesen Stellen schneller altert.»
Hinzu komme dem Experten zufolge, dass UV-Strahlung die Farbpigmente der Tätowierung mit der Zeit zersetzt. «Das heißt dieses Verblassen der Farben oder die Veränderung bestimmter Farbtöne sind auch eher in Arealen, die viel Sonne abbekommen, zu sehen.»
Besonders auffällig seien Veränderungen bei kleinen Tattoos mit fein gezeichneten, dünnen Linien. «Da haben wir generell die Situation, dass diese dünnen Linien mit der Zeit verschwimmen», sagt Gerber. «Und wenn das dann noch in einem Bereich ist, der viel Sonne abbekommt, dann wird das Ganze noch ein bisschen beschleunigt.»
Doch auch Gewichtsveränderungen können die Optik der Tätowierung verändern. Legt man etwa mit der Zeit einige Kilos zu, dehnt sich auch das Motiv. Das betrifft laut der Kölner Dermatologin Uta Schlossberger besonders oft Tattoos im Bereich des Bauches. Schwangerschaften können hier ebenfalls eine Rolle spielen. «Dann kann sich so ein Tattoo, gerade wenn man einen Schriftzug hat, echt stark verändern.»
Und bekommt man an der Körperstelle, an der man tätowiert ist, Dehnungsstreifen, «dann reißt natürlich auch das Tattoomotiv», erklärt Peter Arne Gerber. Bereiche, an denen Tattoos meist verhältnismäßig wenig von Veränderungen durch Faltenbildung und Gewichtsschwankungen betroffen sind, sind Dermatologin Schlossberger zufolge der Rücken oder die Unterschenkel.
Welche Rolle spielt die Motivwahl?
«Tattoos sollten idealerweise von vornherein so angelegt werden, dass sie altern können und trotzdem erkennbar bleiben», sagt Tätowiererin Stefanie Lamm, die Vorstandsmitglied beim Bundesverband Tattoo ist. Hierfür kommt es vor allem auf die Größe des Motivs und dessen innere Proportionen an.
Wissen sollte man, dass Linien mit der Zeit breiter werden. Und dass feine Linien ineinander verschwimmen können – zumindest dann, wenn sie sehr eng beieinander liegen, sagt Lamm. «Also sollte man bei der Motivwahl darauf achten, dass sie ein bisschen voneinander entfernt sind, dass sie lockerer gestaltet werden.» Das betreffe besonders die momentan sehr angesagten kleinen Motive.
«Es gab ja so einen Trend schon mal in den 80er und 90er-Jahren, nur mit anderen Bildinhalten», sagt die Tätowiererin. «Und es hat damals schon bei sehr kleinen Motiven, die sehr eng angelegt waren, etwa sehr winzige Drachen mit vielen Details oder die typischen Rosen im Dekolleté, dazu geführt, dass das heute nur noch dunkle Knödel sind.»
Für alle, die das bei künftigen Tattoos vermeiden wollen, hat Lamm einen Rat: «Darauf hören, wenn der Tätowierer oder die Tätowiererin sagt: Wenn du das in dieser Konstellation haben möchtest, sollten wir es noch mal zwei oder drei Zentimeter größer machen. Oder wir bleiben bei der Größe und müssen dann eben bestimmte Elemente herausnehmen oder umgestalten.»
Außerdem kann man einen kleinen Selbsttest machen: das gewünschte Motiv vorab auf einem Blatt Papier mit zusammengekniffenen Augen ansehen, sodass die Sicht leicht verschwimmt. «Erkennt man das grundlegende Konzept dann trotzdem noch, ist das ein gutes Zeichen», sagt Stefanie Lamm.
Was kann man tun, damit bereits gestochene Tattoos möglichst lange gut aussehen?
Zunächst einmal ist eines wichtig: das Tattoo vor intensiver Sonneneinstrahlung schützen. «Das heißt in erster Linie, das Ganze mit lichtundurchlässiger Kleidung abdecken», sagt Dermatologe Gerber.
Und: «Immer Sonnenschutz benutzen», so Tätowiererin Lamm. «Das muss auch kein spezielles Tattoo-Produkt sein.» Laut Gerber sind Sonnenschutzmittel ab Lichtschutzfaktor 30 gut geeignet. Weil viele Menschen aber dazu neigen würden, Sonnenschutz eher zu dünn aufzutragen, kann auch ein Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 50 sinnvoll sein.
Kann ich sonst noch etwas tun?
«Ja, die Haut mit rückfettenden Cremes pflegen, damit sie geschmeidig und gut durchfeuchtet bleibt», sagt Dermatologe Gerber. «Besonders bei sehr dicht gestochenen Tattoos, über denen sich die Haut ein bisschen trocken anfühlt oder vielleicht auch trockener wird.»
Ist man unsicher, wie das eigene Tattoo gepflegt werden kann, rät Stefanie Lamm sich an den jeweiligen Tätowierer oder die Tätowiererin zu wenden. «Das sollte immer die Ansprechperson Nummer eins sein.»
Unter Umständen kann es auch Sinn machen, ein Tattoo noch mal von einem Tätowierer oder einer Tätowiererin überarbeiten zu lassen. Der Begriff dafür ist Touch-Up. «Bei einigermaßen gutem Umgang mit der eigenen Haut und je nachdem, was das für eine Tätowierung ist und welche Wünsche man daran hat, kann man vielleicht mal nach 20 Jahren ein Touch-Up in Erwägung ziehen», sagt Stefanie Lamm. Notwendig sei das aber nicht. Schließlich hätten alte Tätowierungen ihren «ganz eigenen Charme», so Lamm, «und letztendlich sind sie einst ja genau dafür gemacht worden: um mit dem Körper das Leben zu leben und zu altern.»
Gibt es Besonderheiten, wenn man sich im Alter für ein Tattoo entscheidet?
«Ältere Haut ist meist etwas empfindlicher und tendenziell trockener», sagt Tätowiererin Stefanie Lamm. Das heißt ihr zufolge auch, dass man sich im höheren Alter auf eine möglicherweise etwas längere Heilungsphase einstellen müsse. Abhängig auch davon, welche Körperregion tätowiert wird.
«Außerdem sollte man manche Körperstellen ab etwa 60 nicht mehr unbedingt tätowieren lassen wollen, wenn im Studio nach Aufnahme der Gesundheitsangaben und Ansicht der Haut davon abgeraten wird», so Lamm. Zum Beispiel die Wade. Denn hier sei die Haut dann oft besonders trocken und der Heilungsprozess dauere verhältnismäßig lange.
Die Tätowiererin rät zudem: die Stelle, die tätowiert werden soll, vorher vom Dermatologen oder Hausarzt auf etwaige Hautveränderungen kontrollieren lassen. Generell gilt übrigens in jedem Alter: «Über bestehende Muttermale wird nicht tätowiert», sagt Stefanie Lamm. Das dient der besseren Erkennbarkeit möglicher gesundheitsrelevanter Veränderungen von Muttermalen und ist etwas, das man bei der Idee fürs Motiv bereits berücksichtigen sollte.