Leipzig/Ottobrunn (dpa/tmn) – «Depressionen haben viele Patienten über Jahre – und das betrifft auch deren Familien», sagt Anja Lorenz, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Hat etwa die Mutter oder der Vater eine psychische Erkrankung, reicht es also nicht aus, dem Nachwuchs nur einmal zu erklären, was los ist, und das Thema dann zu belassen. Besser: regelmäßig nachfühlen, wie es dem Kind mit der Erkrankung in der Familie geht.
So gebe es Zeiten, an denen man denke, die Krankheit beschäftige das Kind überhaupt nicht. «Und auf einmal ist wieder alles anders.» Deswegen empfiehlt Lorenz Eltern, dem Kind einen Raum zu geben, wo es immer Fragen stellen darf. «Daran merke ich, was es tatsächlich mitbekommt.»
Auch sollten Eltern ihrem Kind explizit erlauben, über das Thema mit anderen zu reden. Das Kind sollte wissen: «Das ist kein Tabu-Thema. Ich darf darüber sprechen, sowohl innerhalb der Familie als auch außerhalb mit meiner Schulpsychologin oder der Mama meiner besten Freundin», sagt Lorenz. Ballast zu teilen, statt ihn in sich hineinzufressen – das kann einen großen Unterschied machen.