DeutschlandWirtschaft

Überholverbot auf Datenhighways

Ohne schnelle Netze wäre der Erfolg der Online-Dienste im mobilen Internet nicht möglich, sagen Telekom-Konzerne. Ohne diese Angebote bräuchte aber keiner überhaupt die schnellen Leitungen, kontern die Internet-Firmen. Die beiden Branchen sind Partner - und Konkurrenten.

Barcelona (dpa) – Bei der wichtigsten Mobilfunk-Messe Mobile World Congress treten die Gegensätze zwischen der Telekom-Industrie und den Internet-Konzernen offen zu Tage. Konzernchefs der Netzbetreiber prangerten am Montag Wettbewerbs-Nachteile an und forderten gleiche Bedingungen. Google kündigte unterdessen bei der Messe in Barcelona an, dass der Konzern in den USA selber ins Geschäft mit Mobilfunk-Diensten einsteigen werde. Der Internet-Konzern wolle aber nicht ernsthaft ein Netzbetreiber werden, versicherte Google-Manager Sundar Pichai.

Der Chef der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, am 2. März 2015 beim Mobile World Congress in Barcelona, Spanien.

Von Google wird es zudem eine Plattform für mobile Bezahldienste für Hersteller von Smartphones mit seinem Betriebssystem Android geben. Die Deutsche Telekom will unterdessen ein «Europa-Netz» mit schnellem mobilen Internet über die Grenzen Deutschlands hinaus ausbauen.

Ein wiederkehrender Punkt waren am Montag aber die Differenzen zwischen den Netzbetreibern und der Internet-Branche. «Wie kann man einem Videodienst konkurrieren, der kostenlos ist?», beklagte der Chef der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges. Die Telekom-Branche werde dabei viel schärfer als die Internet-Konzerne reguliert. «Sind Facebook oder Googles Hangouts ein Kommunikationsdienst? Definitiv ja. Aber sie werden nicht als solche behandelt», kritisierte der Telekom-Chef. «Wir brauchen ein gleiches Spielfeld. Eine Regulierung, in der alle gleich behandelt werden.» Er konkurriere gern – «aber nicht mit Handschellen oder Zusatzgewicht». «Wir wollen die Internet-Firmen nicht in eine Regulierung zwingen. Aber wenn sie davon befreit sind, wollen wir es auch sein.»

Während die Mobilfunk-Provider Milliarden in neue Netze investierten, die sie zurückverdienen müssen, kämen die Internet-Player mit geringen Investitionen aus. Die Internet-Unternehmen, die meisten von denen aus den USA kommen, kontern den Vorwurf der Provider mit dem Hinweis, erst ihre Dienste machten die Mobilfunk-Netze für die Verbraucher attraktiv.

Der Chef des amerikanischen Telekom-Regulierers FCC, Tom Wheeler, am 20. Mai 2014 in Washington DC, USA..

Höttges sagte, man brauche auch bei einer Netzneutralität verschiedene Priorisierungsklassen: «Daten aus dem Auto müssen immer Priorität haben, Gesundheit muss immer Priorität haben.» Nach Barcelona kommt auch der Chef des amerikanischen Telekom-Regulierers FCC, Tom Wheeler. Seine Behörde hatte vergangene Woche eine strikte Umsetzung der Netzneutralität mit einem Verbot bezahlter Überholspuren für bestimmte Daten oder Dienste beschlossen.

Google-Manager Sundar Pichai sagte in Barcelona, an der Bezahlplattform Android Pay werde derzeit gearbeitet. «Jeder soll einen Bezahldienst auf dieser Plattform aufbauen können.» Damit bekämen die Hersteller von Android-Geräten den Zugang zu einem vergleichbaren Angebot wie der Bezahldienst Apple Pay im neuen iPhone 6. Wie der Google-Service mit dem am Sonntag angekündigten Dienst Samsung Pay zusammenpassen könnte, ließ Pichai offen. Nach aktuellem Stand würden sie parallel existieren. Samsung ist einer der wichtigsten Hersteller von Android-Smartphones. Google hatte vor wenigen Tagen Technologien von der Firma Softcard gekauft, dem mobilen Bezahldienst der amerikanischen Mobilfunk-Betreiber.

Die Telekom verband für ihr «Europa-Netz» als erste drei von zehn Ländern Kroatien, Ungarn und die Slowakei. In den europaweiten Ausbau sollen bis 2018 insgesamt mehr als sechs Milliarden Euro investiert werden, hieß es.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"