„Ihre Architektur besticht durch einen weitläufigen Barocksaal mit reich an frühbarockem Stuckdekor aus Akanthusblättern, Fruchtgirlanden und Bändern geschmücktem Tonnengewölbe.“ Zwei Reihen halbrund gewölbter Fenster lassen Blicke auf den benachbarten Friedhof zu. Ein späterer Anbau mit Frauenempore befindet sich an der Nordseite.
Gotteshaus der Beerdigungsbruderschaft
„In der Geschichte der Prager Judenstadt kam der Klausensynagoge als größter Synagoge im Ghetto und einem der Prager Beerdigungsbruderschaft vorbehaltenen Gotteshaus, eine herausragende Bedeutung zu“, ordnet Janoušek die Stellung des im 19. Jahrhundert mehrfach veränderten Gebäudes ein. Samuel Oppenheim aus Wien ließ 1696 den dreiteiligen, aus Holz und künstlichem Marmor gearbeiteten Toraschrein errichten.
In der Mitte des Raumes, wo früher die große längliche Bima von Bänken gesäumt wurde, befinden sich heute die Vitrinen des Museums. Ein besonderes Kleinod ist die barocke, muschelförmige Spendenkasse im Vorraum. Ausstellungsstücke informieren über die bar mizvah, das Beschneidungsritual, das Pessach-Fest aber auch Alltagssituationen und Feste wie Geburt, Sabbat oder Hochzeit. Thorarollen, hebräische Gebetbücher und sakrale Gegenstände dokumentieren die Grundlagen der jüdischen Religion.
„Diese Vitrine zeigt Werkzeuge für die Beschneidung, Desinfektionsmittel – das Schild verhindert, dass zu viel weggeschnitten wird.“ In einem anderen Ausstellungskasten werden Hochzeit und Scheidung thematisiert: „Dieser Heiratsvertrag regelt, dass, falls der Mann stirbt, was hier umschrieben wird, ,wenn er sich auf eine lange Reise begibt‘, dann wird ihr dies und das gewährt – damit ist die finanzielle Absicherung geregelt.“ Auch Einrichtungsgegenstände berücksichtigen jüdische Rituale. „Die Sabbat-Lampe muss genügend Ölreserven für den Schabbes aufnehmen können.“
613 göttliche Vorschriften
Eine Mizwa ist eine der in der Tora enthaltenen und für Juden bindenden 613 göttlichen Vorschriften. Der Begriff kann auch mit „Verbindung“ übersetzt werden. Eine solche geht der gläubige Jude mit seinem Schöpfer, der ihm die Gebote gab, ein, wenn er sie befolgt.“ Anfang der 1970er Jahre, zum Höhepunkt der Flowerpower-Bewegung, die auch die jüdische Welt ergriffen hatte, erschienen Mizwot vielen als Teil eines rückständigen jüdisch-religiösen Lebensstils. Das hat sich inzwischen wieder verändert. Die Mehrheit der Konservativen verstehen die Mizwot als Brücke zwischen Schöpfer und Schöpfung – mit kosmischer Bedeutung.
„Wenn Sie die Trauerkleider hier betrachten, sehen Sie, dass Weiß die Trauerfarbe der Juden ist“, sagt Janoušek. „Das jüdische Jahr beginnt im Herbst mit dem Tischri, etwa Anfang Oktober, der nach jüdischer Auffassung jener Monat ist, in dem die Menschheit erschaffen wurde. In biblischer Zeit begann das Jahr mit dem Nisan im Frühjahr.“
1. Zünde Schabbat-Kerzen
Frauen und Mädchen sind ab dem 3. Lebensjahr angehalten, an jeden Freitagnachmittag, 18 Minuten vor Sonnenuntergang, zu Ehren des Schabbats, und ebenso vor jedem Feiertag, die Schabbat-Kerzen anzuzünden.
2. Tefillin
Männer sind ab dem 13. Lebensjahr angehalten, jeden Morgen außer am Schabbat und an Feiertagen, Tefillin anzulegen. Tefillin sind schwarze Lederboxen. Sie enthalten auf Pergament geschriebene Stellen aus der Tora. Es handelt sich dabei um fundamentale Auszüge des jüdischen Glaubens.
3. Mesusa
Bringen Sie an jedem Türpfosten ihres jüdischen Heimes eine Mesusa an. Die Mesusa enthält das Schma Jisrael und dient als Zeichen, dass dieses Haus von Gott gesegnet und geschützt ist.
4. Tora
Lernen Sie täglich ein Stück aus der Tora. Selbst ein paar Zeilen enthalten schon die unendliche Weisheit und Gottes Wille.
5. Zedaka
Geben Sie täglich Zedaka (kleine Spende). Wenn Sie Bedürftigen geben, sind Sie Gottes Gesandter und erhalten seine Schöpfung am Leben. Ihr Zuhause gleicht einem Klassenraum. Denn wenn Sie dort eine „Puschka“ (Spendenbox) aufbewahren und täglich ein paar Münzen hineinstecken, lehren Sie Ihre Kinder den noblen Wert regelmäßigen Gebens.
6. Heilige Bücher
Statten Sie Ihr Heim mit möglichst vielen heiligen Büchern aus. Wenigstens sollte in jedem jüdischen Haus eine Bibel (Chumasch), ein Psalmenbuch (Tehillim) und ein Gebetsbuch (Siddur) zu finden sein.
7. Kaschrut
Essen Sie nur koscher. Da Essen ein menschliches Grundbedürfnis ist, sollte es auch mit Verstand getan werden. Um unsere Seele gesund und lebensfähig zu erhalten, sollten wir nur koschere Speisen zu uns nehmen. Indem wir uns nämlich im Essen unterscheiden und uns an die Speisevorschriften halten, verinnerlichen wir unser Judentum und machen es so zu einem Teil unserer Existenz.
8. Nächstenliebe
Nehmen Sie sich Zeit zum Helfen. Der weise Rabbi Akiwa sagte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Diese Mizwa ist zugleich das Grundgebot der Tora. Wenn Sie einem anderen Juden Aufmerksamkeit, Liebe, Hilfe oder Unterstützung geben, die er braucht, erfüllen Sie zugleich die größte Mizwa, die ein Jude tun kann.
9. Erziehung
Lehren Sie Ihre Kindern, was Sie selbst über ihren Glauben wissen und ermöglichen Sie Ihrem Kind, eine qualitative jüdische Ausbildung zu geben. Jedes jüdische Kind sollte eine jüdische Erziehung genießen. Damit stellen Sie sicher, dass ihre Kinder jüdisch bleiben, eine jüdische Identität haben und das Judentum eine Zukunft hat.
10. Familienreinheit
Befolgen Sie die jüdischen Ehegesetze und Ihre Ehe erhält einen höheren Status. Ihr Ehepartner und Sie werden neue, unentdeckte Tiefen von Intimität und Heiligkeit in Ihrer Beziehung erfahren!
Die „10 Punkte Mizwot-Kampagne“ des Lubawitscher Rebben (mehr auf http://www.de.chabad.org/library/article_cdo/aid/528333/jewish/Wer-war-der-Lubawitscher-Rebbe.htm)