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Sind Frühbucherrabatte immer der beste Deal?

München/Hannover (dpa/tmn) –

Eine Reise mit viel Vorlauf buchen, lohnt sich. Das zumindest versprechen Frühbucherrabatte, mit denen Veranstalter gerade jetzt wieder für Sommerurlaubsbuchungen werben: Bis zu 30, 40, teils 50 Prozent Ersparnis seien drin. Doch ist das auch immer der beste Preis?

Sicher ist das zumindest nicht. «Eine Preisgarantie gibt es nicht», heißt es von der Anex-Gruppe. Zu ihr gehören die Reiseveranstalter Anex Tour, Neckermann, Bucher und Öger Tours. Auch die beiden Branchengrößen Schauinsland-Reisen und Tui Deutschland bestätigen das. 

Die Dynamik der Flugpreise könne dafür sorgen, dass Reisen im Laufe einer Saison etwas günstiger werden als prognostiziert, schreibt etwa Tui-Sprecher Aage Dünhaupt auf Anfrage. «Oder teils auch erheblich teurer.» Im Regelfall sei der Frühbucherpreis der beste Preis für die Reise.

Reisepreise wie an der Tankstelle

Ein Bericht des NDR etwa hatte aber zuletzt Zweifel daran geweckt. Häufiger habe man schon erlebt, dass Kunden wiederkommen und sich beschweren, weil der Preis günstiger geworden sei als mit dem Frühbucherrabatt, hieß es dort aus einem Reisebüro. Die Rede war von Reisepreisen wie an der Tankstelle, die sich stündlich neu entwickelten.

Reisevertriebsexperte Ömer Karaca bestätigt, dass das vorkommen kann. In der vergangenen Sommersaison habe dabei aber mit hineingespielt, dass relativ viele Urlauber nicht früh gebucht haben, auch weil die Frühbucherpreise recht hoch waren. Die Folge: Im Laufe der Saison wurde rabattiert, Reisen waren dann günstiger, erklärt der Geschäftsführer von Schmetterling International, einem Dienstleiter für über 2.000 unabhängige Reisebüros. «Das ist immer ein nachfragegetriebenes Thema.»

Eigentlich böten Frühbucherpreise immer einen Preisvorteil. Mit Blick auf die Buchungen für nächsten Sommer sieht Karaca das auch wieder. «Die Frühbucherpreise für die kommende Saison sind für Verbraucher sehr attraktiv», sagt er. In den Hotels in den Zielgebieten habe man gelernt, dass man mit überhitzten Preisen in Deutschland nichts erreicht, lautet seine Einschätzung. Generell seien Reisepreise aber heutzutage sehr dynamisch, sagt er. Klassische Katalogpreise wie früher gebe es nicht mehr.

Frühbuchen zum besten Preis? Darauf ist kein Verlass

Das beobachtet auch Verbraucherschützerin Tiana Schönbohm. «Das Problem ist relativ neu, weil die Preise immer dynamischer werden – früher konnte man sich mehr darauf verlassen, eine Reise zum besten Preis gebucht zu haben», sagt die Juristin von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Ihr Rat: Urlauber sollten alles kritisch hinterfragen – auch bei Frühbucherrabatten. Und finden sie heraus, dass eine mit Rabatt beworbene, gebuchte Reise Monate später günstiger zu haben ist, sollten sie dem Veranstalter kritisches Feedback geben.

Mit Kulanz sollten Urlauber nicht rechnen

Doch könnte man dann auch die Differenz geltend machen? Nach dem Motto: Ich habe 3.000 Euro für meine Reise bezahlt, jetzt gibt es sie für 2.800 – zahle mir die 200 Euro zurück!

Eine eindeutige rechtliche Grundlage dafür gebe es nicht, sagt Schönbohm. «Wir hätten aber Kulanz in solchen Fällen erwartet.» Davon kann man bislang aber nicht ausgehen. So heißt es etwa von der Anex-Gruppe: «Differenzzahlungen gibt es nicht.»

Sparfüchsen bleibt nur, mit einem Flextarif zu buchen. Den bieten viele Veranstalter an, damit kann man bis zu einem festgelegten Zeitpunkt vor Reisestart ohne Angaben von Gründen kostenfrei stornieren. Theoretisch könnte man damit auch eine Reise absagen und neu buchen, falls sie irgendwo noch einmal günstiger als bei der frühen Buchung angeboten werden sollte. Dafür muss man aber auch bereit sein, ständig weiter die Preise zu beobachten, und das ist natürlich mit Aufwand verbunden.

Am Ende ist der Preis ja nicht der einzige Grund, warum Menschen frühzeitig Reisen buchen. Es geht etwa auch um Planbarkeit: das Wunschhotel im Wunschland, gute Flugzeiten oder der festgelegte Reisezeitraum. Für Familien mit schulpflichtigen Kindern ist das ebenso wichtig wie beispielsweise für Berufstätige mit strikten Vorgaben für Urlaubszeiten. Diese nachvollziehbaren Argumente nennen auch die Veranstalter.

«Wer Verlässlichkeit braucht, dem raten wir früh zu buchen», sagt selbst Verbraucherschützerin Schönbohm. «Auch in dem Wissen, dass es später vielleicht noch mal günstiger wird.»

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