Ratgeber

Zu klein, zu groß, gefällt kaum: Was tun mit Schrankleichen?

Berlin (dpa/tmn) –

Viele Menschen kennen es: Im Kleiderschrank stapeln sich Klamotten, die man viel zu selten oder gar nicht trägt. Trotzdem fällt das Loslassen schwer. Die Stil- und Farbberaterin Jasmin Link erklärt, wie man sinnvoll entscheidet, ob Kleidung bleiben darf oder besser neue Träger finden sollte – und wann sich der Gang zur Änderungsschneiderei lohnt.

Frau Link, was sollte ich mit Kleidung machen, die mir nicht mehr passt oder gefällt?

Jasmin Link: Zunächst lohnt sich ein bewusster Blick auf jedes Kleidungsstück. Ich empfehle ein Drei-Stapel-System. Auf den ersten Stapel kommt Kleidung, die weiterhin passt, gefällt, kombinierbar ist und im Alltag realistisch getragen wird. Auf den zweiten Stapel gehört alles, was potenziell veränderbar ist, etwa durch Kürzen, Umnähen oder Färben. Und der dritte Stapel enthält Kleidung, die nicht mehr zur Konfektionsgröße, dem eigenen Stil oder zur aktuellen Lebenssituation passt – und auch nicht verändert werden soll. Diese Stücke können verkauft, getauscht oder gespendet werden. 

Wichtig ist, ehrlich zu sich zu sein, warum ein Teil nicht getragen wird: Passt es körperlich nicht mehr, entspricht der Stil nicht mehr der Lebensphase oder fehlen passende Kombiteile? Ein guter Richtwert: Für jedes Kleidungsstück sollten Ihnen mindestens drei konkrete Kombinationsmöglichkeiten einfallen.

Der Kleiderschrank sollte mindestens zweimal im Jahr sowie bei Lebensveränderungen, wie etwa Jobwechsel, Umzug oder Rente neu geprüft werden.

Woran erkenne ich, ob sich eine Änderungsschneiderei lohnt? 

Link: Hilfreich ist es, sich die Frage zu stellen: Würde ich das Kleidungsstück nach der Änderung wirklich wieder gerne und häufig tragen? Denn viele machen den Fehler, ein Teil nur deshalb ändern zu lassen, weil es zu schade zum Weggeben ist. Wenn es anschließend doch wieder ungetragen im Schrank landet, hat sich weder die Zeit noch das Geld gelohnt.

Erst wenn dieser Punkt positiv beantwortet ist, geht es um die konkrete Umsetzung: Kann ich das Kleidungsstück so verändern, dass es zur echten Alternative wird – durch Kürzen, den Austausch von Details oder eine komplette Neugestaltung? Häufig funktioniert das besser, als man denkt. Zum Beispiel, wenn man eine lange Hose zu einer Shorts abschneidet oder einen Hemdkragen abgetrennt und als sogenannten Einsteckkragen unter Pullovern trägt. 

Flecken oder kleine Beschädigungen lassen sich mit Applikationen, Aufnähern, Stickereien oder Print-Ideen kaschieren. Und sogar das Färben in der Waschmaschine bietet eine Möglichkeit, ein Teil optisch komplett neu wirken zu lassen. Wer handwerklich geschickt ist, kann solche Änderungen selbst durchführen. Ansonsten können auch eine lokale Änderungsschneiderei, jemand im Bekanntenkreis oder kreative Upcycling-Angebote helfen.

Und in manchen Fällen lohnt sich der Kauf eines neuen, aber ähnlichen Stücks. Etwa, wenn ein wichtiges Basis-Teil wie ein schlichtes T-Shirt oder Top in einer Grundfarbe nicht mehr passt. Dann kann der Ersatz notwendig sein, um vorhandene Outfits weiterhin kombinierbar zu halten, denn ergänzende Basics sind ein zentraler Bestandteil einer funktionierenden Garderobe.

Wenn ich mich davon trennen möchte: Wo kann ich Kleidung sinnvoll verkaufen, tauschen oder spenden?

Link: Gut erhaltene Kleidung lässt sich online über Plattformen wie Vinted, Sellpy, Momox oder in Secondhand-Läden vor Ort verkaufen. Wer lieber tauscht, findet Kleidertauschbörsen über lokale Anzeigen, Stadtportale oder spezielle Online-Suchseiten, häufig auch bei Umweltorganisationen oder privat organisierten Kleidertauschpartys.

Nur Vorsicht: Es ist verlockend, bei einem Kleidertausch viele Kleidungsstücke mitzunehmen, die nicht ganz zum eigenen Stil, Farbtyp oder zur Lebenssituation passen. Gründe dafür können Überlegungen sein wie: Wer nimmt es sonst? Dann tue ich etwas Gutes. Ich kann es ja irgendwann mal gebrauchen. Fallen Ihnen nicht direkt viele Verwendungsmöglichkeiten für das Kleidungsstück ein, wird es aber vermutlich jahrelang ungetragen im Schrank liegen bleiben.

Außerdem nimmt eine Vielzahl sozialer Einrichtungen Kleidung an, etwa kirchliche und gemeinnützige Organisationen, lokale Sammelstellen oder Online-Initiativen wie Fairwertung. Wichtig ist, nach Zustand zu unterscheiden: Sehr gute Stücke gehören eher zum Verkauf oder Tausch, gut erhaltene Kleidung kann gespendet werden. Stark beschädigte Textilien sollten – sofern nicht für Upcycling verwendet – fachgerecht entsorgt werden.

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