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Motorola Edge 70: Der späte Party-Gast erntet alle Blicke

Berlin (dpa/tmn) –

Es liegt geradezu in der Luft, obwohl keiner den Namen iPhone Air in den Mund nimmt. Das muss während der Vorstellung von Motorolas Edge 70 auch keiner. Ist schon klar: Das 5,9 Millimeter flache Smartphone spricht jene an, die auch ein ultradünnes iPhone Air kaufen könnten oder ein flaches Samsung Galaxy Edge. Motorola kommt zwar etwas spät zur Party, setzt aber deutliche, eigene Akzente.

Das fängt beim farbenfrohen Design an: Motorola hat hier mit Pantone drei Farbkombis entworfen, die herausstechen:

  • «Gadget Grey»: Ein Grauschwarz mit leuchtend blauen Kameraringen und Knöpfen.
  • «Bronze Green»: Ein Olivton zusammen mit einem grünlichen Goldton.
  • «Lily Pad»: Ein Graugrün mit Akzenten in Orange-Metallic.

In Zeiten, in denen das Innenleben aller Smartphones eigentlich gut genug ist, macht so ein Look ordentlich was her. 

Innen drin steckt ein überraschend großer Akku

Weiter geht es beim Innenleben: Ohne mit Details zu langweilen: Die Hardware ist ausreichend schnell, der Arbeitsspeicher mit 12 Gigabyte (GB) groß, 512 GB Speicher reichen für viele Fotos. Das 6,67 Zoll große OLED-Display ist schön hell und hat nur einen ganz schmalen Rand. Mit 159 Gramm, dem Alu-Rahmen und der griffigen Rückseite liegt das Edge angenehm leicht in der Hand. Es ist das gleiche gute Gefühl wie beim Konkurrenten von Apple. Die Erkenntnis: So schön leicht kann Smartphone sein. 

Während im iPhone Air alle Technik oben unter dem Kamerabuckel sitzt, damit mehr Platz für den Akku mit rund 3.150 Milliamperestunden bleibt, ist sie im Edge 70 etwas verteilter. Es gibt auch Stereolautsprecher. Trotzdem steckt ein großer Silizium-Carbon-Akku mit 4.800 Milliamperestunden in der Flunder. Der hält und hält – und hält. Auch ohne Ansteck-Akku. Im Test locker einen Tag, manchmal zwei.

Schlussendlich die Kameras: Vier farbig eingefasste Ringe zieren die Rückseite des Geräts. Darin stecken aber nicht vier Kameras, sondern zwei: Eine Weitwinkel- und eine Ultraweitwinkelkamera mit jeweils 50 Megapixeln. Die beiden übrigen Ringe besetzen der Blitz und ein Lichtsensor. Auch Samsungs Flunder-Fon Galaxy Edge bietet zwei Kameras, beim iPhone Air versucht Apple (noch), alles mit einer Kamera zu lösen. 

Was die KI-Kamera nicht sieht, errät sie auch mal – manchmal falsch

Das Kamera-Duo des Edge liefert meist schöne Fotos in knalligen Farben. Manch ein Bild ist zunächst enttäuschend, nach 1,5 Sekunden Nachbearbeitung durch die KI sieht es dann plötzlich beeindruckend aus. Besonders Porträts schafft die Kamera gut, dynamische Szenen mit viel Bewegung gelingen mal gut, mal bleiben Gesichter leicht unscharf. Einen optischen Zoom gibt es nicht.

Gelegentlich liegt die Photo Enhancement Engine der Moto AI auch daneben, was sich in eher willkürlich platzierten Unschärfen im Bild äußert oder in fehlenden Details. Denn was unscharf ist, wird dann «scharf geraten». Nicht immer gelingt das ganz perfekt.

Ein wichtiges Thema für Motorola bei der Präsentation: Das Smartphone soll langlebig sein. Dazu hat man es der Zertifizierung des US-Militärs unterzogen: Stürze, Hitze, Kälte, Staub, Wasser – all das soll kein Problem sein. Und auch biegen lässt sich das flache Alu-Gehäuse mit Kunststoffrückseite unter vertretbarem Kraftaufwand kaum.

Kein komplettes Ökosystem, aber auf dem Weg dahin

An einer wichtigen Stelle muss sich das Edge dem luftigen Mitbewerber aber klar geschlagen geben: die Services. Zwar lassen sich Moto-Smartphones über Smart Connect gut mit Windows-PCs verbinden, Quick-Share erlaubt das Teilen von Daten von Smartphone zu Smartphone und die Google-Dienste sind auch nicht übel. Trotzdem erreicht der Androide nicht das Integrationsniveau eines iPhones, bei dem man nahtlose Dienste mit anderen Apple-Geräten aus einer Hand ab Werk erhält.

Doch Motorola arbeitet dran. In den vergangenen Jahren hat die Marke ein wachsendes Ökosystem aus Smartphones, Uhren, Trackern und Kopfhörern entwickelt, die gut gemeinsam funktionieren. 

Alles richtig gemacht – und dann dieser Fauxpas

So weit, so gut – und so vergleichsweise günstig im Kosmos der flachen und leichten Smartphones. Schließlich unterbietet Motorola die Konkurrenz von Samsung und Apple beim Preis um mehrere hundert Euro. Rund 800 Euro UVP soll das Edge 70 kosten. Aber: Wer sich jetzt schon freut, hat die Rechnung ohne Motorola gemacht. Denn:

  • Schon beim Einrichten versucht man, uns diverse unnütze Apps aufzudrängen – von Shopping bis Spiele.
  • Und das setzt sich fort mit vorinstallierter Bloatware von Facebook bis hin zur Versandhandels-App.
  • Die Krönung: Nach einem Update sind plötzlich fünf neue Spiele, ein Social Network und die Temu-App ungefragt auf dem Telefon gelandet. Zusammen mit einer Glückwunschmeldung, die Einrichtung des Telefons sei nun abgeschlossen. Bitte was?

Das ist keine vertrauensbildende Maßnahme. Man fragt sich: Welche ungebetene Überraschung kommt beim nächsten Update? Wäre es ein 300-Euro-Smartphone, könnte man das zur Not ertragen. In diesem höherpreisigen Segment ist so etwas deplatziert.

Schlank muss nicht Verzicht heißen

Fazit: Wow, das ist ein starkes Telefon. Schlank, leicht, ein schöner Bildschirm, gute Kameras und richtig konkurrenzfähige Akkulaufzeit. Hinzu kommt ein elegantes Design. Das Edge 70 macht vor, wie extrem flach Smartphones sein können – und trotzdem chic-verspielt. 

Hier muss man sich nicht entscheiden: Will ich dünn oder will ich Funktionen? Das Edge 70 liefert beides und ist neben der innovativen Technik im Gehäuse auch äußerlich mit dem Zweifarb-Look ein echter Hingucker. Wenn da nur nicht die Sache mit den unerwünschten App-Installationen wäre… 

Das Motorola Edge 70 gibt es für rund 800 Euro UVP. Mitbewerber gibt es wenige: Zu nennen sind etwa Samsungs Galaxy Edge (0,1 Millimeter dünner, rund 650 Euro im Onlinehandel, circa 1.350 Euro UVP) und Apples iPhone Air (ab circa 1.000 Euro im Onlinehandel, ab 1.199 Euro bei Apple).

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