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Umwelt-Aktionstage: So helfen sie, nachhaltiger zu handeln

Trier (dpa/tmn) – Umwelt-Aktionstage wie der Earth Day am 22. April sollen das Bewusstsein für nachhaltiges Verhalten schärfen. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov finden es 52 Prozent der Deutschen wichtig, dass es den Earth Day gibt, der mit Projekten und Aktionen weltweit für einen ökologischen bzw. umweltbewussten Lebensstil wirbt. Am häufigsten sagen 25- bis 34-Jährige, dass sie den Earth Day wichtig finden (60 Prozent).

Doch wie können diese Tage wirklich zu einer Verhaltensänderung führen? Dr. Benjamin Buttlar ist Umweltpsychologe an der Universität Trier. Er erklärt, warum Wissen allein nicht ausreicht und wie man nachhaltiges Verhalten in den Alltag integrieren kann.

Bringen solche Umwelt-Aktionstage überhaupt was, um unser Verhalten langfristig zu ändern?

«Diese Aktionstage können vor allem das Bewusstsein für Probleme erhöhen. Wir haben ja relativ viel abstraktes Wissen über die negativen Auswirkungen unseres Verhaltens, wie zum Beispiel über unseren Fleischkonsum oder Stromverbrauch. Die Frage ist: Warum passen wir unser Verhalten nicht entsprechend an?

So kann es sein, dass wir trotz besserer Absicht nach solchen Aktionstagen relativ schnell wieder in unsere alten Gewohnheiten zurück verfallen: Denn die meisten Menschen haben einen stressigen Alltag, und wir halten uns da an unseren Routinen fest. Unsere Gewohnheiten sorgen dann dafür, dass uns im Alltag häufig gar nicht bewusst ist, dass wir Handlungen ausführen, die negative Konsequenzen haben. Und deswegen denken wir auch gar nicht weiter darüber nach, sondern wir machen einfach das Licht an und gehen aus dem Raum, weil wir das immer so gemacht haben.»

Was kann dabei helfen, dass wir nachhaltigeres Verhalten besser in unseren Alltag integrieren?

«Gewohnte Verhaltensweisen zu verändern, ist schwierig, weil ein Reiz oder eine Umgebung quasi automatisch ein bestimmtes Verhalten auslöst, etwa dass wir in der Kantine oder in der Mensa immer zur Fleischtheke gehen. Das heißt, wir müssen das gewohnte Verhalten aktiv “überschreiben”, welches der Reiz oder die Umgebung auslöst.

Das funktioniert, indem wir die Reize gezielt und möglichst konkret mit neuen Verhaltensweisen verknüpfen. So kann man sich zum Beispiel über eine „Wenn-Dann-Formel“ sagen: Okay, wenn ich in der Mittagspause das Schild über der Fleischtheke sehe, gehe ich rüber zur vegetarischen Theke. Diese neue Assoziation, kann dann ebenso automatisch ein anderes Verhalten auslösen, das entgegen der Gewohnheit steht.»

Welche Rolle spielen andere Menschen und soziale Normen bei der Verhaltensänderung?

«Wenn man Menschen befragt, was ihr Verhalten getrieben hat, dann ist es häufig so, dass sie einige Gründe angeben, also zum Beispiel, dass sie die Umwelt schützen oder Geld sparen wollten. Aber einen der wichtigsten Einflussfaktoren, können die Leute oft nicht so gut benennen: Soziale Normen, also dass Menschen wissen und darauf achten, wie andere sich verhalten. Wir sind uns in der Psychologie einig, dass Normen gerade umweltrelevantes Verhalten stark beeinflussen können. Das hat verschiedene Gründe. Einerseits orientieren wir uns an anderen, wenn wir unsicher sind, was jetzt die richtige Entscheidung ist. Andererseits hilft es uns natürlich auch, eine gewisse Gruppenzugehörigkeit zu demonstrieren

Wenn Sie in einer Gruppe sind, in der Grillen das Heiligtum ist, und Sie kommen mit Ihrem Tofuwürstchen an, dann kann es sein, dass Sie abgewertet, stigmatisiert oder sogar ausgeschlossen werden. Das ist ein Druck, der häufig dazu führt, dass Leute sich entsprechend der Gruppe anpassen. Natürlich kann man Normen auch einsetzen, um umweltfreundliches Verhalten zu fördern: Wenn sich eine Gruppe etwa entscheidet, mittags keinen Kaffee to go im Plastikbecher zu holen und es kommt jemand mit einem Plastikbecher an, wird der sich dann auch relativ schnell anpassen, weil er zur Gruppe dazugehören möchte.»

Wie können wir uns selbst motivieren, nachhaltiger zu handeln? Und was, wenn ich es nicht immer schaffe?

«Man muss immer auch bedenken, dass unser Verhalten in einem Kontext stattfindet. Häufig ist der Kontext nicht förderlich bei der Etablierung von neuem Verhalten, also zum Beispiel machen es Gewohnheiten und Normen schwer, Verhalten zu ändern.

An der Stelle ist notwendig, dass man mit sich nicht so hart ins Gericht geht und sich klarmacht: Okay, ich kann mich verändern, und das kann ich in kleineren Schritten machen. Ich muss nicht sofort alles umstellen. Aber ich muss auch, und da sind wir wieder am Anfang des Gesprächs, eine Lösung an die Hand bekommen, wie die eben genannten Wenn-Dann Formeln, die mir hilft mein Verhalten trotz aller Widrigkeiten zu verändern. 

Dabei machen uns auch die Institutionen unsere Verhaltensänderungen nicht unbedingt leichter: Wenn Menschen versuchen, ihre Gewohnheiten zu verändern, heißt das ja noch nicht, dass das auch so einfach möglich ist. So ist etwa Biofleisch viel teurer ist als Fleisch aus der Massentierhaltung, sodass sich viele Menschen das nicht leisten können, auch wenn sie wollen. Also muss neben den individuellen Anstrengungen auch der Gesetzgeber die Grundlage für Verhaltensänderungen schaffen. Wir können nicht alles nur auf die individuelle Ebene verlagern.»

Also helfen uns solche Tage vor allem dabei, informierte Entscheidungen zu treffen, weil wir vielleicht mehr wissen?

«Ja. Wenn das Bewusstsein da ist, motiviert es Menschen schon, ihr Verhalten zu verändern. Dazu sollten ihnen allerdings auch Lösungsmöglichkeiten an die Hand gegeben werden, die ihnen helfen, ihr Verhalten langfristig zu ändern. Zudem macht das Problembewusstsein Leute auch offener dafür, etwa politische Maßnahmen mitzutragen. »

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