Berlin/Hamburg (dpa/tmn) – Zu laut, zu klobig, zu schwer – und nicht gerade billig: Die Vorbehalte gegen klassische mechanische Tastaturen sind vielfach groß. Flache, leichte und kostengünstige Modelle sind im Massenmarkt präsenter.
Doch es gibt auch einen Markt für moderne mechanische Tastaturen. Nicht nur PC-Spieler schwören auf die teilanaloge Technik, auch andere Nutzergruppen wie etwa Vielschreiber bevorzugen mechanische Modelle, da diese etwa einen deutlichen Druckpunkt oder einen charakteristischen Klick-Sound liefern können.
Mechanische Tastaturen vs. Membrantastaturen
Grundsätzlich kommen bei Tastaturen zwei verschiedene Technologien zum Einsatz: einerseits Membrantastaturen, auch Folien- oder Rubberdome-Tastaturen genannt, und andererseits mechanische Tastaturen.
«Am weitesten verbreitet sind Tastaturen mit Kunststoff- oder Gummimatten als Federelemente unter den Tasten», sagt Christoph de Leuw von «Computer Bild». Diese Rubberdome-Tastaturen sind meist leise im Gebrauch und kommen daher häufig in Großraumbüros zum Einsatz. Sie lassen sich zudem günstig produzieren, da sie nur aus wenigen Bauteilen bestehen.
Bei einem Klick wird der Tastendruck über eine Silikonmatte mit Gumminoppen (Rubberdomes) an den Kontakt weitergegeben. Mit der Zeit allerdings kann diese Kunststoff- oder Gummimatte ausleiern, mit der Folge, dass eine Taste stärker gedrückt werden muss, damit sie sich bewegt.
Mechanische Tastaturen haben Metallfedern und Schalter
Mechanische Tastaturen hingegen funktionieren über Metallfedern, Gelenke und Schalter. «Jede Taste ist mit einem individuellen Schaltmechanismus ausgestattet, der bereits etwa auf halbem Wege des Tastenanschlags arbeitet», erklärt Paul Gerz vom Keyboard-Spezialisten Geekboards aus Berlin.
Der Widerstand wird bei mechanischen Tastaturen also durch eine Feder erzeugt, nicht durch Gumminoppen. Das macht das Keyboard präziser und langlebiger. Je nach der Konstruktion und den verbauten Schaltern gibt es einen mehr oder weniger klar definierten Druckpunkt. Es gibt sogar optische Schalter, die mit einem Lichtstrahl arbeiten: Wird dieser unterbrochen, ist der Tastendruck registriert.
Lineare, taktile und sogenannte clicky Schalter (Switches)
– Lineare Schalter geben kein spürbares haptisches Feedback, wenn der Tastendruck registriert wird. Sie fühlen sich tendenziell leicht zu drücken an und werden oft von Multiplayer- oder Action-Gamern verwendet.
– Taktile Schalter geben ein haptisches Feedback, wenn der Tastendruck registriert wird. Der Druckpunkt und die nötige Druckstärke, um ihn zu erreichen, können variieren. Solche Schalter werden gerne von Shooter- oder Wettkampf-Spielern genutzt.
– Clicky Schalter geben neben dem haptischen Feedback, wenn der Punkt zum Registrieren des Drucks erreicht ist, auch ein akustisches Feedback: eben das signifikante Klicken. Sie sind etwa bei Strategie-Spielern und auch bei Vielschreibern beliebt.
Mechanische Keyboards lassen sich gut reparieren
Zudem kann praktisch jedes Element einer mechanischen Tastatur ausgetauscht werden, am häufigsten würden die Schalter und Tastenkappen (Keycaps) erneuert, sagt Paul Gerz. Aufgrund ihrer Konstruktion seien diese Tastaturen eine deutlich nachhaltigere Wahl im Vergleich zu den Rubberdome-Modellen.
Eine dritte Tastaturvariante sind sogenannte Scherentastaturen, die ähnlich aufgebaut sind wie Membrantastaturen. In ihnen steckt auch eine Gummimatte, sie verwenden aber ein anderes System zum Auslösen der Kontakte.
«Unterhalb der Tastenkappe befindet sich eine Scherenmechanik, wodurch eine insgesamt flachere Bauweise möglich ist», sagt Tanja Knahn vom Peripheriegerätehersteller Cherry. Daher würde dieser Tastaturentyp auch viel in Laptops verbaut. Scherenkeyboards seien zudem stabiler als Rubberdome-Modelle.
Mechanische Keyboards sind schnell und präzise
Aber weder Scheren- noch Rubberdome-Keyboards können mechanischen Tastaturen in Sachen Präzision und Schnelligkeit das Wasser reichen, sagt Tanja Knahn. Mechanische Keyboards böten schnellere Klicks, schnelleres Umschalten und einen Tastenanschlag nach Wunsch. Das spricht vor allem Gamer an.
Oder eben all jene Nutzerinnen und Nutzer, die selbst entscheiden möchten, ob sie lieber soft, leise oder etwa mit einem Klick tippen möchte. «Die Schalter unterscheiden sich insbesondere in ihrer Betätigungskraft, erklärt Tanja Knahn. «Jeder Nutzer hat individuelle Präferenzen, wenn es um die “Schwere” der Taste geht.»
Maßgeblich dafür ist die Spiralfeder innerhalb des Switches, erklärt Keyboard-Experte Paul Gerz. Ein Gamer werde hier möglicherweise eher einen linearen Schalter bevorzugen, der früh auslöst, während ein Vielschreiber sich tendenziell für einen taktilen Switch entscheide, der über einen deutlich spürbaren Auslösepunkt verfügt.
Mechanische Keyboards sind individualisierbar
Weitere Individualisierungsmöglichkeiten machen die mechanische Tastatur zu einem vielfältig veränderbaren Peripheriegerät für den Rechner. «Die Schalter beeinflussen Klang und Gefühl, während Tastenkappen das Erscheinungsbild und in gewissem Maße auch den Klang beeinflussen», sagt Gerz.
Im Netz werden auch sogenannte Tastatur-Kits oder sogenannte Tastatur-Barebones angeboten. Bei den Kits lassen sich Gehäuse, Leiterplatte, Schaumstoffeinlage, die Anbindung (etwa Kabel oder Bluetooth) und andere Module nach dem Baukastenprinzip zusammenstellen. Bei Barebones handelt es sich um fertige Tastaturgehäuse, zu denen man sich noch die gewünschten Keycaps und Switches besorgen muss. Bekannte Hersteller von Switches sind neben Cherry beispielsweise Kailh, Logitech oder Razer.
Mechanische Keyboards sind oft programmierbar
Vor allem Gamern ist die Individualisierung ihres Keyboards wichtig. «Eine erweiterte Einstellbarkeit von Gaming-Tastaturen via Software ist nicht nur verbreitet, sondern wird kontinuierlich mit neuen Funktionen versehen», sagt Tanja Knahn. Zum Beispiel die Einstellung von Lichteffekten, Abtast-Raten oder der Hinterlegung von komplexen Befehlen, die mit nur einem Tastendruck ausgeführt werden können.
Kein Wunder, dass mechanische Tastaturen in der Regel immer etwas teurer sind. Einfache Rubberdome-Modelle gibt es bereits für circa 20 Euro, eine gute mechanische Tastatur liegt Paul Gerz zufolge zwischen 70 und 170 Euro, günstige Modelle gebe es aber auch schon ab 40 Euro. «Bei der Auswahl sollte man stets den technischen Eigenschaften den Vorzug geben, rät Gerz. «Denn die Optik kann später immer noch durch andere Tastenkappen und mehr angepasst werden.»