London (dpa) – Ungeklärte Abwässer sind im vergangenen Jahr insgesamt eine Million Stunden lang an britischen Küsten ins Meer geflossen. Es habe 141 777 Vorfälle gegeben – das sei einer alle 3 Minuten und 45 Sekunden, teilte die oppositionelle Labour-Partei am Donnerstag unter Berufung auf Daten der Umweltbehörde Environment Agency mit. So gut wie alle Küstengemeinden in England und Wales seien betroffen gewesen.
Die regierenden Konservativen würden die Gemeinden als «offene Kloaken» missbrauchen, sagte der Labour-Umweltpolitiker Jim McMahon. Eine ranghohe Tory-Quelle widersprach. Erst die Konservativen hätten eine umfassende Überwachung des Problems eingeführt. Zudem werde Abwasser am häufigsten im Labour-regierten Landesteil Wales auf diese Weise entsorgt.
Im Sommer 2022 hatte die ungeklärte Entsorgung von Abwasser im Meer sowie in Flüssen landesweit für Empörung gesorgt. Zahlreiche Anwohner und Urlauber beschwerten sich, beim Baden sei Kot in ihrer Nähe geschwommen. Für etliche Strände wurden Warnungen wegen Verschmutzungen erlassen.
Regenwasser und Abwässer werden in Großbritannien in denselben Rohren zu den Kläranlagen geleitet. Bei starken Regenfällen ist die Kapazität aber zum Teil nicht ausreichend, vor allem wenn wie nach der Hitzewelle 2022 der ausgetrocknete Boden das Wasser nicht schnell aufnehmen kann. Das könnte zum Überlaufen von Klärwerken und damit zu Überflutungen von Häusern und Straßen führen. Deshalb darf gelegentlich überschüssiges Abwasser direkt in das Meer und die Flüsse geleitet werden – dies nutzen etliche Kläranlagen.