Fulda (dpa/lhe) – Der Countdown läuft in Fulda. In sechs Wochen startet die Landesgartenschau (LGS) in der osthessischen Stadt und die Veranstalter sehen sich mit den Vorbereitungen auf der Zielgeraden. Man könne jetzt sicher sagen, dass die Vorbereitungen rechtzeitig fertig werden, sagte Ulrich Schmitt von der LGS-Geschäftsführung der Deutschen Presse-Agentur. Neben der günstigen Witterung in diesem Winter habe dazu vor allem auch das gute Zusammenspiel mit den beteiligten Firmen beigetragen.
Zu tun gibt es bis zum Beginn am 27. April noch einiges. «Derzeit liegt das größte Augenmerk auf den Wegebauarbeiten am Aueweiher und dem Einbau der Brücke zum Fuldakanal», erklärte Schmitt. Zudem würden temporäre Gebäude, etwa für die Großgastronomie und Blumenhalle sowie den Gärtnermarkt aufgestellt, und die Begrünung des Geländes mit allen noch notwendigen Saat- und Pflanzarbeiten laufe weiter.
Neben den zwölf Hallenschauen, für deren Gestaltung die Organisatoren den Deutschen Meister der Floristen, Christopher Ernst aus Thüringen, gewonnen hatten, können die Besucher 4000 Quadratmeter Wechselflor-Bepflanzung in vier Geländeteilen erleben, darunter den Wasser- und den Genussgarten sowie den Kultur- und den Sonnengarten.
Ein Highlight sei der «City Skyliner» – auch wenn er außerhalb des eigentlichen Gartenschau-Geländes stehen wird und die Besucher für seine Nutzung eigene Tickets kaufen müssen. Dabei handelt es sich um einen über 80 Meter hohen, mobilen Aussichtsturm, für den der Unterbau begonnen hat, wie Schmitt sagte. Eine hinauffahrbare Plattform bringt die Besucher in maximal 72 Meter Höhe, wo sie einen Panoramablick über das Gartenschaugelände und bis in die Rhön und zum Vogelsberg genießen können. Über ein Infotainment-System erfahren sie dabei Wissenswertes zur siebten hessischen Landesgartenschau und der Umgebung, während die Plattform eine sanfte 360-Grad Drehung macht.
«Fulda verbindet» heißt das Motto der Schau, die vor allem neue, dauerhafte Naherholungsbereiche für die Menschen in der Region schaffen soll, wie Schmitt sagt. Teils neu angelegte Parkteile und eine neue Brücke verbinden etwa den Stadtteil Neuenberg mit der Innenstadt und dem Naherholungsgebiet Aueweiher. Zudem entsteht eine durchgängige Rad- und Fußwegeverbindung vom Fuldaer Stadtteil Galerie bis zum Aueweiher. Das Motto der Schau stehe somit nicht nur für die Verbindung der Fuldaer Bevölkerung mit den Gästen, sondern sei eine Schwerpunkt-Aufgabe für zukunftsorientierte Stadtgestaltung.
Dabei spielen auch Themen wie Artenvielfalt und Anpassung an den Klimawandel eine Rolle. In einem Insektendorf im Sonnengarten beispielsweise können Besucher erleben, wie Käfer, Biene, Wespe & Co. neun mit organischen Materialien befüllte Module besiedeln. Ein «Klimabaumpfad» mit 21 an den Klimawandel angepassten Bäumen soll zukunftsträchtige Wege der Stadtbegrünung aufzeigen.
Das Zusammenspiel von Architektur und Begrünung thematisiert ein Schaugarten, den das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) sowie die Hochschule Geisenheim University entwickelt haben. Mit Kletterpflanzen berankte «Green Bubbles», die durch Sprühnebel gekühlt werden, warten darin ebenso auf die Besucher wie vielfältig begrünte Hauswände – von essbaren Kräutern über Schlingpflanzen bis hin zu Wildem Wein.
Das Thema Begrünung spiele angesichts des Klimawandels eine zunehmende Rolle im Städtebau, sagte Harald Hoeckner vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung des HLNUG. Immer mehr Kommunen würden Dach- und Fassadenbegrünungen in ihrer Bebauungsplanung festschreiben und auch fördern. Dies könne in vielerlei Hinsicht bei der Klimaanpassung helfen: Begrünungen könnten Innenstädte vor Überwärmung schützen und das städtische Klima durch die Verdunstungskühle verbessern, aber auch das Mauerwerk vor UV-Strahlung schützen.
Hinzu komme die Regenrückhalte-Funktion, etwa durch begrünte Dächer. Dies könne helfen, städtische Kanalisationen bei Starkregen zu entlasten. Kommunen sollten mit gutem Beispiel vorangehen und Begrünungen an eigenen Gebäuden anbringen, zumal diese mit bis zu 80 Prozent förderfähig seien, so Hoeckner.
Die Landesgartenschau bietet auch Kunstfreunden so manchen Blickfang, etwa die Steinskulptur «Vela Grande» (deutsch: Großsegel) aus rosa Portogallo-Marmor und eine Landart-Installation von Hama Lohrmann im Wassergarten sowie die Skulpturen «Keilkörper 1100 Grad» von Faxe Müller und «Zodila» von Sonja Edle von Hoeßle im Kulturgarten. Und nicht zuletzt können Liebespaare das Motto «Fulda verbindet» wörtlich nehmen und sich auf der Landesgartenschau das Ja-Wort geben – beispielsweise im «Himmelszelt» der evangelischen Kirche. Viele der angebotenen Termine seien bereits gebucht, sagte eine Sprecherin.
Mit der Resonanz zeigen sich die Organisatoren zufrieden: «Wir haben bis jetzt fast 15 000 Dauerkarten verkauft», sagte Schmitt. Die Nachfrage nach Tagestickets sei riesig, insbesondere bei Busreise- und Touristikunternehmen, aber auch Vereinen und Organisationen aus Hessen und dem gesamten Bundesgebiet. Zu der Schau werden 500 000 bis 600 000 Besucher erwartet, es könnten aber auch mehr werden, heißt es. «Wir haben im Vorfeld viele Möglichkeiten genutzt, uns auf Messen wie RDA Travel Expo oder aktuell der ITB in Berlin in Kooperation mit der Stadt Fulda zu präsentieren», so Schmitt.
Zusammen mit dem Fuldaer Musical-Sommer habe die Barock-Stadt nun einen weiteren Anziehungspunkt, «daher werben wir vermehrt auch mit Angeboten für mehrtägige Aufenthalte».