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Die Lehren aus Tschernobyl

Nach dem Super-GAU von Tschernobyl zieht vor drei Jahrzehnten eine radioaktive Wolke über Europa. Der Störfall in der Ukraine verändert die Welt. Doch nur einige Staaten steigen aus der Atomkraft aus - darunter später auch Deutschland. Was sind die Lehren aus dem Unfall?

Prypjat (dpa) – Für die neue Hülle des havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine laufen die Fäden bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) zusammen. «Das Projekt war und ist eine einzigartige Herausforderung», sagt «Fundmanager» Vince Novak in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Von einem Hubschrauber aus wurde im Januar 1991 diese Übersicht des Atomkraftwerks Tschernobyl aufgenommen. Eine schwere Explosion zerstörte am 26.04.1986 den Reaktorblock II des Kernkraftwerks.

Vince Novak von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), aufgenommen am 27.11.2012 bei der Vorstellung der Arbeiten an der neuen Schutzhülle für den 1986 havarierten Reaktor in Tschernobyl.

Ist Tschernobyl sicher? Oder bleibt das AKW eine Zeitbombe?
Nun, der 1986 havarierte Reaktor 4 enthält immer noch große Reste der Kernschmelze. Und der damals schnell errichtete Sarkophag ist mittlerweile selbst zu radioaktivem Abfall geworden. Aber würde er zerbrechen, könnte der neue Mantel die Strahlung am Austreten hindern. Ob Tschernobyl sicher ist? Ich denke, die Zeitbombe hört erst zu ticken auf, wenn der neue Schutz völlig abgeschlossen ist.

Was war die größte Herausforderung beim Bau der neuen Hülle?
Probleme gab es mehrere. Zunächst musste überhaupt erst ein Konzept für eine solche Hülle entworfen werden. Ein Schutzmantel für eine radioaktive Umgebung, mit vielen Funktionen und für 100 Jahre – das war eine echte Herausforderung für Architekten und Ingenieure. Am wichtigsten war aber, die Gesundheit der Arbeiter in dem kontaminierten Areal zu sichern. Ich sehe das als großen Erfolg.

Wer kommt für die künftigen Betriebskosten auf?

Eins der wichtigsten Details ist das Belüftungssystem. Es hält die Feuchtigkeit innerhalb der Schutzhülle in einem Bereich, der Korrosion vorbeugt. Natürlich – es wird Anschlusskosten geben, etwa für Wartung und Ausrüstung. Sie werden von der Ukraine übernommen.

Was war die Aufgabe der EBRD?
Wir waren der Projektmanager und sind mit der Übernahme von einem Drittel der Gesamtkosten der größte Einzelfinanzier. Zunächst ging es in den 1990er Jahren darum, ein Programm für das Projekt zu entwerfen. Parallel waren die finanziellen und technischen Fragen zu lösen. Danach galt es, gemeinsam mit der ukrainischen Führung, den internationalen Geldgebern, dem Tschernobyl-Management und weiteren Stellen die vielen Probleme eines solch gewaltigen Projekts zu lösen.

Was sind die Lehren aus der Katastrophe von Tschernobyl?
Hier trifft jede Regierung ihre eigene und durchaus sehr unterschiedliche Entscheidung. Aber alle wollen dasselbe: sichere, zuverlässige, erschwingliche und umweltfreundliche Energiequellen.

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