Barcelona (dpa) – „Europas Fußballer des Jahrhunderts“ galt als begnadeter Spielmacher und war das Aushängeschild des niederländischen Fußballs. Cruyff war der Star des „totalen Fußballs“ (totaalvoetbal), mit dem Ajax Amsterdam seine größten Erfolge erreichte und die Niederlande bei der WM 1974 Vizeweltmeister wurden. Danach spielte er für den FC Barcelona, in den USA und wieder in den Niederlanden.
Er formte das Dream Team
Ähnlich erfolgreich arbeitete er als Trainer für Ajax Amsterdam und den FC Barcelona. In Barcelona prägte er die von Rinus Michels initiierte Jugendakademie La Masia und formte das „Dream Team“, das 1992 erstmals den Europapokal der Landesmeister gewann.
Cruyffs Sohn Jordi wurde nach dem Schutzpatron Kataloniens benannt. Diese katalanisierte Namensgebung war im damaligen Franco-Spanien verboten, doch Cruyff setzte sich über die behördlichen Anordnungen hinweg und ließ den Namen in den Niederlanden eintragen. Diese offene Auflehnung trug zu seinem Kultstatus in Katalonien und zur Verehrung als El Salvador bei. Später spielte Jordi unter seinem Vater beim FC Barcelona.
Schon als Jugendlicher war Cruyff Kettenraucher (zeitweise 80 Zigaretten pro Tag), ein Laster, das er auch als Profi nicht aufgab. So soll er sogar während der Halbzeitpausen geraucht haben. Aufgrund dieses Konsums erlitt er im Februar 1991 einen Herzinfarkt und musste sich einer Bypass-Operation unterziehen. Danach stellte er das Rauchen ein und beteiligte sich an Anti-Raucher-Kampagnen. Im Oktober 2015 wurde bekannt, dass Cruyff an Lungenkrebs erkrankt war, dem er am 24. März 2016 erlag.
Niederländischer Mythos: Orgie mit deutschen Mädels
Vor dem WM-Finale 1974 berichtete die deutsche Presse über eine angebliche Orgie mit deutschen Mädchen im niederländischen Trainingslager, die den Hausfrieden der Oranjes empfindlich störte. So soll Cruyff die halbe Nacht mit seiner Frau Danny telefoniert haben, um seine Ehe zu retten. Der angebliche Kausalzusammenhang zwischen dem Artikel und dem verlorenen Endspiel (wegen Cruyffs Übermüdung) wurde später vom Spiegel als „niederländischer Mythos“ bezeichnet, um sich nicht mit eigenen Fehlern auseinandersetzen zu müssen.
- Nach einer Hüftoperation im Frühjahr 1970 konnte Cruyff erst am 30. Oktober 1970 gegen die PSV Eindhoven wieder auflaufen. In diesem Spiel trug er zum ersten Mal seine legendäre Rückennummer 14, weil sein Teamkollege Gerrie Mühren Cruyffs übliche Nummer 9 besetzte. Ab dieser Zeit trug er nur noch die 14.
- 1996 wurde der niederländische Supercup (Spiel zwischen Meister und Pokalsieger vor Saisonbeginn) nach Johan Cruyff benannt und trägt den Namen Johan Cruijff Schaal (Johann-Cruyff-Schale).
- Der Johan Cruijff Prijs zeichnet jährlich den besten niederländischen Nachwuchsspieler aus.
- 1999 wurde er zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt.
- 2010 wurde der Asteroid (14282) Cruijff nach ihm benannt.
- Zu Ehren seines 60. Geburtstages am 25. April 2007 hat sein ehemaliger Verein Ajax Amsterdam angekündigt, künftig die Rückennummer 14 nicht mehr zu vergeben.
- 1969 erreichte er Platz 21 der niederländischen Hitparade mit Oei oei oei (Dat was me weer een loei) des Produzenten Peter Koelewijn.
- „Johan war der bessere Spieler, aber ich bin Weltmeister.“ – Franz Beckenbauer über Johan Cruyff